Behandle mich nicht wie ein Kind

Sind Achtzigjährige und sogar Siebzigjährige die neuen Kinder?

Die Zeiten, in denen Älteste als weise und wichtige Mitwirkende ihrer Gemeinschaften angesehen wurden, verschwanden vor langer Zeit. Dank Werbung und sozialen Medien werden Achtzigjährige und ältere Menschen mit Windeln, Demenz und einem Berg von krankenhausähnlichen Geräten verbunden, die sie auf ihre „Activities of Daily Living (ADLs)“ Bedürfnisse reduzieren.

Die Beeinflussung aus solchen Informationen hat unsere Wahrnehmung verändert und Älteste sind Opfer dieses Wandels in unserer Gesellschaft geworden.

Das Gleiche könnte für Zwanzigjährige gesagt werden.

Es war einmal so, dass zweiundzwanzigjährige Erwachsene waren – vom Krieg bis zur Hochzeit und Kindern.

Diese Zeiten sind auch längst vorbei.

Achtzigjährige unterscheiden sich körperlich von den Vierzigjährigen. So wie die Vierzigjährigen sich von den Achtzehnjährigen unterscheiden.

Das ist die Natur des Lebens und jedes Lebensalter hat seine Vor- und Nachteile: Kinder unter 12 Jahren können mit Leichtigkeit eine Sprache lernen, genauso wie jemand mit Anfang 20 einen 100 m-Lauf  mit Leichtigkeit bewältigen kann als jemand über 50, und über 80 Jahre alte Mensche besitzen die Lebenserfahrung und tiefen Einblicke in das Leben, die nur durch acht Jahrzehnte des Lebens gewonnen werden können.

Unsere Körper, einschließlich unserer Gehirne, verändern sich ständig, egal wie alt wir sind.

Veränderungen – egal ob sie besser oder schlechter sind – sind jedoch kein Grund, einen 85-Jährigen zu einem Säugling zu machen. Wie ich es sehe, richten wir ständig unsere Ältesten so ein, dass sie wie hilflose Babys behandelt werden. Wenn beispielsweise das Gleichgewicht beeinträchtigt ist (z. B. wenn der innere Kompass der Geschwindigkeit von Körperbewegungen hinterherhinkt), können Übergänge in und auf Sofas, Badewannen und Betten kompliziert sein. Wir überreagieren jedoch, indem wir darauf bestehen, dass ihre Häuser wie Krankenhäuser aussehen, indem wir unzählige medizinisch aussehende Geräte aufstellen. Dies alles wird das Selbstvertrauen einer Person so sehr beeinträchtigen und letztlich ihre reale Mobilität beeinträchtigen, so dass sie sich einfach nur unfähig fühlen. Es ist wahr, dass die meisten Menschen in ihrem späteren Leben einige Probleme mit ihrem Gleichgewicht haben, aber sie brauchen ihr Alter nicht unbedingt in eine Krankheit umzuwandeln.

Diese Situation lässt mich an die Achtundzwanzigjährigen denken, deren Mütter sich Sorgen darüber machen, was sie essen, wie viel Sonne sie ausgesetzt sind, und ob sie aktiv nach Jobs und Praktika suchen.

Sind 28-Jährige so zu bemuttern? „Ja wirklich?“ Vor nicht allzu langer Zeit war dies das Lebensalter, in dem die Menschen die Welt veränderten.

Also, die Frage ist: Warum verkindlicht unsere Gesellschaft Menschen in ihren Zwanzigern und ihren Achtzigern?

Manche behaupten, dass wir zu lange leben, so dass die Gesellschaft keinen Platz mehr für so viele Erwachsene hat. Das heißt, lassen wir Sechsundzwanzigjährige mit Master-Abschlüssen bei ihren Aushilfs-Jobs und verwandeln wir Zweiundachtzigjährige in kleine Babys, die von Krankenhaustechnik umgeben sind? Ist das echt? Ist es fair? Macht das Sinn? Und wer macht es?

Dies geschieht während ich schreibe. Sowohl der weise Ältere als auch der unabhängige, autarke Mitzwanzigjährige, über die wir gerade sprachen, sind aus unseren sozialen Medien und vom Fernsehschirm verschwunden. Das ist doch bedenklich, oder? In der Tat ist es eine problematische Entwicklung, die unsere Gesellschaft zulässt. Aber wer macht das? Wir alle sind es. Es gibt niemanden außer uns. Ja, Pharmakonzerne und Krankenhaus-/Sanitätsausstatter machen auf diese Weise mehr Geld, und ja, unsere derzeitige Wirtschaft kann über die endlose Notwendigkeit von Baristas und Tätowierern mehr Arbeitsplätze schaffen, die schnell genug für die Jugend sind.

Nichts davon ist jedoch in Stein gemeißelt. Kulturen und Wahrnehmungen können sich ändern, wenn wir uns als Gesellschaft dafür entscheiden. In den letzten zehn Jahren hat sich viel verändert.

Was ist die Lösung?

Winston Churchill war auf einen Gehstock angewiesen, trotzdem verteidigte er sein Land vor drohendem Untergang  und besiegte den schlimmsten Mann des 20. Jahrhunderts. Roosevelt führte die freie Welt vom Rollstuhl aus! Stephen Hawking erklärte uns die Welt, trotz seiner schweren ALS Erkrankung. Niemand, auch nicht heute, definiert Churchill, Roosevelt und Hawking als hilflose kranke alte Männer. Niemand der historischen Persönlichkeiten brauchte eine Übermutter.

Fazit: Behandle niemanden außer kleine Kinder als Kinder.

 

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frei übersetzt angepasst nach einem Text von Lucero Uribe

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