Einladung zum Gespräch: Wenn eine Krankheit Konflikte auslöst

Erkrankte sind damit konfrontiert, dass ihr Leben eingeschränkt oder konkret bedroht ist. Sie müssen die Veränderung ihrer Lebenswelt, ihrer Selbständigkeit, ihrer Seele wahrnehmen und sich darin zurechtfinden. Von Angehörigen verlangt die Erkrankung ebenso, dass sie sich auf ungeübtes Terrain begeben. Für sie wird medizinische Beratung, Pflege und Betreuung zum Tagesthema. Auch ihr gewohnter und vertrauter Lebensalltag bleibt nicht so, wie er ist.

Krankheitssensible Mediation ist ein besonderes Unterstützungsangebot für erkrankte Menschen, Angehörige (und auch deren eigenes Lebensumfeld.)

Ein klärendes Mediationsgespräch kann helfen, sich gemeinsam in der neuen Situation zu orientieren, Themen zu sortieren und bedürfnisangepasste Lösungen zu erarbeiten – auch z.B. im Verlauf einer dementiellen Erkrankung.

Eine krankheitssensible Mediation kann darin unterstützen, individuelle Bedürfnisse und Wünsche in die gegebenen, medizinischen Rahmenbedingungen zu integrieren – soweit es möglich ist. Damit können sowohl Medizinwelt als auch Gefühlswelt in guter Verbindung zusammen „heilend“ wirken. Sie bilden damit ein gemeinsames Fundament für bessere Lebensqualität.

Krankheit als Mediationsthema – Zwischentöne und Beziehungsangebote

Der Klärungsbedarf bei gesundheitlicher Einschränkung, einer Demenz oder Parkinsonerkrankung kann zum Anlass eines Mediationsgesprächs werden: etwa bei der Verteilung von Verantwortung, Zuständigkeiten oder Rollen zwischen den Kindern, bei ethischen Fragen zum Lebensende, bei Finanzthemen oder auch Autonomiewünschen versus Verantwortungsempfinden.

Man kann sagen: Es geht um die bestmögliche Integration der Erkrankung in den neuen Lebensalltag aller, die davon betroffen sind.

Als „krankheitssensible“ Mediatorin kann ich dabei Unterstützung geben, wenn ich aufmerksam bin auf

  • Krankheitsbilder und den individuellen Umgang der Erkrankten damit,
  • bestimmte Verhaltensweisen und ihre „Botschaft“,
  • die Auswirkungen auf die Angehörigen
  • die mögliche Veränderung von Bedürfnissen im Verlaufe einer Erkrankung
  • die mögliche Neuanpassung von Lösungen an den Krankheitsverlauf.

 

Diese Kompetenzen erlauben mir, mit einem „ahnenden Ohr“ auf Zwischentöne zu achten.

Sie öffnen mir auch den Weg zu „krankheits-aufmerksamen“ Fragen und Formulierungsangeboten.

Als Mediatorin kann ich den Beteiligten anbieten, bestimmte Bedürfnisse für sie in Worte zu fassen, Schamgefühle zu formulieren oder Tabuthemen zu benennen. Das Erkennen und Beschreiben eigener Bedürfnisse kann auch für Angehörige oft schwer sein. Ich kann als „Übersetzerin“ hier Hilfestellung geben.

 

Vergrabene Emotionen oder Wünsche können sich so offenbaren, neue Perspektiven oder Lösungen für die Beteiligten können so sichtbar werden.

 

Aha-Erlebnisse, vielleicht!

Hineindenken, wo Einfühlen nicht immer möglich ist

Als Mediatorin bringe ich eine Menge emotionaler Empathie mit. Ich kann mich aber nicht in die Lebenswelt eines schwer erkrankten Menschen hineinfühlen.

Ich kann sie nicht wirklich „mitfühlen“ oder „erfahren“. Sie vielleicht nicht mal erahnen. Hier ist für mich die Grenze des mediativen, empathischen Hineinfühlens erreicht, denn das Ausmaß von Schmerzen und Ängste empfindet und kennt nur der erkrankte Mensch selber.

Ich möchte es deshalb eher als „kognitives Hineindenken“ bezeichnen.

Beides, empathisches Einfühlen und kognitives Hineindenken, ergänzen sich.

Ich versuche, mich „hineinzudenken“ in  krankheitstypisches Verhalten und was es im Sinne der erkrankten Person vielleicht ausdrücken, also allen anderen mitteilen soll.

Das erlaubt mir, mich möglichen Bedürfnisse anzunähern und sie vorsichtig zu erfragen.

So könnte z.B. Aggression dann vielleicht auch als Zeichen für die Unterschreitung der persönlichen Wohlfühldistanz wahrgenommen werden:

„Hallo Pflegende, mir ist das jetzt zu nah!“

Krankheitssensible Mediation ist ein behutsames „In-Beziehung-Treten“ mit demenzerkrankten Menschen. Ich versuche, ihre „Aussagen“, Ihr Verhalten zu deuten und für die Angehörigen in deren „Lebenssprache“ zu übersetzen. Das kann diesen vielleicht einen besseren, verstehenden Zugang zum Erkrankten öffnen.

Ich kann mich mit Betroffenen und Angehörigen also gemeinsam an schwierige oder intime Themen herantasten, deren Klärung für alle entlastend sein kann.

 

Wenn es raus muss – viel Platz für “Unsagbares”

Meine Mediation achtet und be-achtet also die Besonderheiten einer Erkrankung für alle Beteiligten. Dabei überschreitet sie jedoch nie die Grenze zur medizinischen Beratung. Das darf sie auch nicht!

Mediation kann jedoch eine sinnvolle Ergänzung zur medizinischen Beratungswelt sein, denn sie unterstützt z.B.

  • die Gestaltung des neuen, krankheitsbegleitenden Alltags, die Zeit zwischen und auch bei den Arztterminen und Krankenhausbesuchen,
  • den gemeinsamen Austausch über das, was umtreibt, gleichzeitig jedoch empfundenes „No-Go“ ist. Es gibt Themen, über die spricht man als Eltern nicht mit den Kindern und auch nicht umgekehrt (z.B. intime Nähe und Scham bei der Körperhygiene). Ich habe das selber als „Kind“ meiner Eltern im Krankenhaus so erfahren.

Und belastend für Erkrankte und Angehörige kann ebenso sein:

  • Wut über die Situation oder auf andere
  • Sinnfragen („Warum gerade ich?“)
  • Verletztes Gerechtigkeitsempfinden
  • Hilflosigkeit und Handlungsunsicherheit
  • Autonomieverlust, Abhängigkeit von der Hilfe anderer
  • Pflicht- und Verantwortungsempfinden („alles richtig machen“)
  • Enttäuschung über empfundene Nichtwahrnehmung des persönlichen Engagements
  • Es gibt vieles mehr …

 

„Unsagbares“ und tief im Inneren Verborgenes kann also bei einer Mediation zur Sprache kommen, wenn es einfach raus muss und wenn das als entlastend empfunden wird.

All das findet in einem geschützten Raum statt. Die Vertraulichkeit des Gesprächs ist verbindlich für alle. Die Krankheit sitzt als virtuelle Teilnehmerin mit am Tisch. Sie wird als wichtiges Element mit in den Gesprächsverlauf integriert (und darüber auch der erkrankte Mensch, der vielleicht nicht vor Ort mit dabei sein kann.)

Ein Mediationsgespräch kann das Verbindende für alle Beteiligten herausarbeiten und Neues besprechbar machen.

Mediation drängt die Beteiligten nicht, gleichwohl offenbart sie oft die Dringlichkeit, mit der z.B.

  • Geschwister sich über Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten bei der elterlichen Betreuung abstimmen müssen,
  • erkrankte Menschen noch etwas mit ihren Angehörigen klären möchten (z.B. was Pflege oder Lebensende angeht),
  • Angehörige sich um die Erhaltung ihrer eigenen Gesundheit kümmern müssen.

Eine krankheits-sensible Mediation ist eine sinnvolle und ergänzende Unterstützung bei der Mitgestaltung des eigenen Lebens – im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten, der persönlichen Bedürfnisse und Wünsche.

 

Denn, wenn eine Erkrankung mehr als nur Eine oder Einen betrifft, müssen die Bedürfnisse aller Beteiligten gehört werden – von Erkrankten, ihren Angehörigen und auch deren Lebensumfeld.

Bitte rufen Sie mich an oder schreiben Sie mir, wenn Sie sich mehr über krankheitssensible Mediation informieren möchten.

Email: koeltzsch@crossword-mediation  Mobil: 01522 66 33 835

Web: https://crossword-mediation.com/

Sie sind herzlich willkommen!

Ihre Marja Költzsch

 

Teile diesen Beitrag:

Über den Autor

Marja Költzsch
Zertifizierte Mediatorin at Crossword-Mediation | Website

Ich habe mich spezialisiert auf die Klärung von Konflikten, die durch eine schwere Erkrankung oder gesundheitliche Einschränkung ausgelöst werden. Als Mediatorin unterstütze ich erkrankte Menschen und Angehörige dabei, ihre (krankheitsbegleitenden) Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche zu benennen, einander mitzuteilen und gemeinsame Lösungen für den weiteren Weg zu erarbeiten.

Ich stehe für ein außergewöhnliches Thema:
Die Integration der Erkrankung in den neuen Lebensalltag von Betroffenen und ihren Angehörigen.
Damit dies gelingen kann, wird die Krankheit als wichtiges Element mit in den Gesprächsverlauf integriert.

Schreibe einen Kommentar