Was man im schweren Alter alles braucht – ein Erfahrungsbericht mit Tipps

Neulich besuchte ich einen älteren Bekannten, der nach seiner Hüftoperation weiterhin alleine in seinem Haus wohnt. Er will zuhause bleiben und auf keinen Fall in ein betreutes Wohnen oder in ein Pflegeheim.

Wir hatten uns im vergangenen Jahr im Krankenhaus kennengelernt und angefreundet. Nach einem üblen Sturz brauchte er ein neues Hüftgelenk, auch seine Schulter war durch den Unfall in Mitleidenschaft gezogen worden. Nun hatten wir uns für ein Wochenende verabredet.

Ein kleiner Erfahrungsbericht.

Mein Bekannter, ein ehemaliger Geschichtslehrer, wohnt seit über 40 Jahren in einem alten zweistöckigen Haus aus der Jahrhundertwende. Damals hatte er es liebevoll renoviert, so dass es für sein Leben perfekt war. Seit seinem Sturz lebt er im Erdgeschoss, da ihm das Treppensteigen mit der reparierten und doch kaputten Hüfte nicht mehr sicher ist. Das Obergeschoss wird aktuell als Gästebereich genutzt. Also quartiere ich mich in dem ehemaligen Schlafzimmer ein. Ich stellte fest, dass der Raum, in dem sich Literatur bis an die Decke stapelt (mein Bekannter ist ein ausgesprochener Büchernarr) wohl schon lange nicht mehr benutzt, geschweige denn, aufgeräumt wurde.

Ich freundete mich also mit Spinnweben umwobener Weltliteratur und Geschichtsbüchern an. Na, Hauptsache das Bett ist frisch bezogen. Wer das wohl bereitet hat? Beim ersten Blick ins Bad überraschte mich der Anblick einer abgebrochenen Badewannen Armatur und an der Dusche stand „Bitte Reparieren“. Nun, als Hobbyhandwerker sehe natürlich sofort, dass auch die Fugen nachgearbeitet werden müssten.

Der alte Herr erzählte mir, dass er im Erdgeschoss eine Dusche und ein kleines Bad in der Abseite hätte. Ah, das sah ganz durchdacht aus. Dort stand ein rutschsicheren Hocker, sodass er sich gefahrlos im Sitzen duschen kann. Hygiene und Kosmetikartikel waren in greifbarer Nähe. Nur ein Haltegriff könnte die Situation noch verbessern. Eine altmodische und witzige Toilettenkabine mit Strippe zum Ziehen, an dessen Ende statt eines Knaufes eine Ente hängt, ist extra und die Wände sind rundherum mit Fotos aus alten Zeiten beklebt.

Am liebsten verbringt mein Bekannter den Tag in seinem Studierzimmer, das er als Wohnzimmer, Büro, Esszimmer und, wie ich bemerke, auch als Schlafstätte nutzt. Der Raum ist sein Lebensmittelpunkt, in dem er alle ihm wichtigen Dinge parat hat. Ein großer Kachelofen schenkt dem Raum eine wohlige Wärme.

Unser erstes Kaffeetrinken organisierte ich und bewegte mich in der Küche. Alles da, was man braucht, nur die Spülmaschine schien defekt und der Mülleimer war randvoll. Nach kurzem hin und her rufen, stellte ich mit seinem Einverständnis auch die Waschmaschine an. Die Oberhemden und Hosen sind bestimmt nicht bügelleicht. Ich seufzte, denn Bügeln ist nicht mein Ding. Im Grunde ein gemütliches Kücheneck, aber mit so kleinen optischen und technischen Schönheitsfehlern, die ich mir merkte und auf meine To Do Liste setzte.

Der einfache Wasserkocher wurde gleich mal mit Essig entkalkt und das vorderste Geschirr im Schrank schien passend für unsere Gedecke. Meine Frau hatte einen Apfelkuchen für uns Männer eingepackt und den ließen wir uns mit einer guten Tasse Kaffee im „Alles-an einem-Ort-Zimmer“ nun wahrlich schmecken.

Mein Bekannter erzählte mir, wie es ihm nach der Rückkehr aus dem Krankenhaus erging. Eine ambulante Pflege stellte die Medikamente und das Essen schmeckte nicht mehr. Die Schmerzen blieben, obwohl wochenlang die Physiotherapie mit dem Taxi besucht wurde. Kein Erfolg, meinte er ziemlich resigniert. Seit ein paar Wochen trägt er nun auch noch so ein Armband mit Knopf. Falls er mal Hilfe brauche, würde gleich der ganze Ort alarmiert, witzelte er. Alle paar Tage schaut seine Zugehfrau rein und hilft beim Aufräumen und Putzen und dies und das.

Es ist Wochenende und ich konnte meinen Lehrer schnell begeistern ein paar Dinge einkaufen zu fahren. Er freut er sich immer „wenn er mal die Runde macht“, also mal rauskommt, auch wenn ihn jede Bewegung anstrengt und sicherlich schmerzt.

Wir fuhren zu seinem Lieblings-Supermarkt und besorgten seine Lieblings- und wichtigsten Sachen. Vor allem achtete ich darauf, dass er sicher seinen Stock nimmt, denn er wirkte etwas wackelig auf den Beinen. Es schien, als wollte er seine ganze Küche neu befüllen. Es musste eine kräftigen Hühnerbrühe sein, die stärkt, lässt sich gut vorbereiten und gegebenenfalls portionsweise einfrieren. Er hätte gern auch noch ein paar Konserven. Also stapelte ich den Vorrat in den Einkaufswagen. „Leipziger Eierlei“, Rotkraut, Kohlrouladen, Sauerfleich, Fisch, Würstchen und ein Glas saure Gurken sowie etwas Obst, Äpfel und Orangen, „Bisschen was Frisches“ lächelte er. Da er Probleme beim Essen hat, dachte er auch gleich an eine gute Haftcreme für seine Dritten.

Wie gesagt, das wichtigste Utensil für seine Mobilität ist sein stabiler Gehstock. Einen Rollator lehnt er ab, der mache ihn wahnsinnig und nütze nix, wenn er sich mal wieder unfreiwillig „hinlegt“. Mein Bekannter war wohl schon ein paar Mal auch nachts gestürzt und brauchte, wie er sagt, Stunden um sich irgendwie wieder hochzuhangeln. An das Telefon kam er nicht heran, den mobilen Notruf, den er am Arm trägt, will er nur im äußersten Notfall nutzen. Jedenfalls kann er sich mit dem Stock im Notfall die wichtigsten Dinge, wie zum Beispiel das Telefon angeln. Wobei ich ihm einschärfte unbedingt immer sein Handy aufgeladen bei sich zu führen.

Weitere wichtige Sachen auf dem Tisch neben seinem Sessel sind Notizbücher, überhaupt seine Lieblingsbücher, Telefon- und Adressbücher, Stifte, die Lesebrille, sowie Fernbedienungen für Radio und Fernseher. Taschentücher oder eine Rolle Küchenkrepp dürfen auch nicht fehlen.

Ich achtete auch drauf, dass Licht, Heizung und Fenster im Haus funktionieren.

Mein lieber Historiker friert während seiner nächtlichen Lektüre leicht, also legte ich ihm ein paar kuschelige Decken zurecht und versorgte ihn mit einer Wärmflasche.

Dann klagte er mir sein Leid mit dem Einschlafen. Meist ginge er erst spät zu Bett und käme dann nicht wirklich zur Ruhe. Erinnerungen, manchmal auch Angstgefühle, plagen ihn. Wir sprechen lange über seine Probleme. Mein gutes und geduldiges Ohr verstanden ihn nur zu gut.

Dann kam mir die Idee, ob nicht vielleicht sanfte Klänge seinen Schlaf erleichtern. Wir googlen gemeinsam und finden im Online-Handel kleine Geräte für den Nachttisch, die Naturgeräusche, z.B. Regen, Wind oder Meeresrauschen, abspielen. Meeresrauschen findet er prima. Damit will er es mal probieren.

Nun war der alte Herr wieder rundum gut versorgt und das Wochenende war schon fast rum. Die Handwerke waren erledigt. Und es schien ihm zugefallen, dass ich mich darum kümmerte. Zum Abschied tranken wir gemeinsam eine schöne Tasse Kaffee und sinnierten noch ein weg. Ach ja, für Getränke sollte auch gesorgt sein. Gut, dass wir einen Kasten Mineralwasser und seine isotonischen Getränke besorgt hatten.

Nur eine Sache hatten wir vergessen: Die Sonntagszeitung, sein festes Ritual. Die haben wir bei all unseren Gesprächen, wie man das Leben auch im Alter angenehmer und sicher machen kann, doch glatt vergessen.

 

CHECKLISTE:

M/Eine – sicherlich subjektive und unvollständige – Liste für alleinstehende ältere Freunde und Verwandte mit Bewegungseinschränkungen:

– Ein stabiler Gehstock in der passenden Größe. Am besten im guten Fachhandel ausprobieren, zusätzlich bei Bedarf ein angepasster Rollator für Innen, der nicht zu sperrig ist

– Festes rutschsicheres Schuhwerk oder Pantoffeln, Anti-Rutsch-Socken

– Ein stabiler Duschhocker, rutschfeste Matten im Nassbereich, stabile Haltegriffe

– Kosmetika und Hygieneartikel und was für die tägliche Pflege benötigt wird, in greifbarer Nähe

– bequeme Kleidung, die unkompliziert anzuziehen ist und nach dem Waschen leicht zusammengelegt werden kann (Hosen mit weitem Einstieg und Hemden ohne Knöpfe aber mit Magnetschließungen finden Sie bei Tamonda Pflegemode www.tamonda.de)

– Falls Ihr Senior noch gern selbst kocht: Haltbare Lebensmittel, gut portionierbar abgepackt. An Singleportionen denken. Ansonsten Lieferdienst, z.B. Essen auf Rädern organisieren. Oft bieten auch Metzgereien einen Lieferservice mit warmen Mahlzeiten

– Getränke auf Vorrat. Wenn möglich Bringdienst beauftragen.

– Schnurloses Telefon und/oder Handy in erreichbarer Nähe. Darauf achten, dass die Handhabung nicht zu kompliziert ist und das Gerät leicht aufzuladen ist

– Wichtige Adressen und Rufnummern in großer leserlicher Schrift notieren. Optimalerweise als laminiertes Blatt oder in Klarsichthülle

– Adress- und Telefonbücher, Notizblöcke und Schreibuntensilien in greifbarer Nähe

– Ebenso Taschentücher, Küchenkrepp und Getränke. Bei Getränken darauf achten, dass sie leicht zu öffnen sind. Kapselverschlüsse vermeiden.

– mehrere Lesebrillen an bestimmten Plätzen (haben nämlich die Eigenart schnell verlegt zu werden)

-bequeme Hausschuhe mit Klettverschluss, Strümpfe mit weitem Einstieg und rutschfester Sohle (gibt es bei Tamonda Pflegemode www.tamonda.de)

– Benötigte Medikamente zurechtlegen. Eventuell Dosierung auf Vorrat in beschriften Dispensern

– Radio und Fernseher mit leicht verständlicher Fernbedienung

– gute Beleuchtung. Bei depressiven Verstimmungen kann eine Tageslichtlampe helfen

– Ein oder zwei Wärmflaschen, ein leicht zu bedienender Wasserkocher, Decken und gemütliche Kissen

– Zum Einschlafen ein Naturgeräuschgerät. Nicht teuer und leicht zu bedienen.

– und natürlich die bevorzugte Tageszeitung

 

Beobachten Sie einmal, was Ihr Lieblingsmensch für einen Tagesablauf hat und wie er/sie zurechtkommt. Machen Sie sich gegebenenfalls Notizen oder schreiben Sie gemeinsam gleich einen Einkaufszettel. Wenn ich was vergessen habe und Sie Anregungen haben, auf was man noch achten sollte, würde ich mich über Ihre Kommentare hier unten dieser Kolumne sehr freuen.

Euer Henry

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